Revolution bei den Hühnern. Gegenwärtig spielt sich, wie auch an andern Orten, bei den Hühnern eine Art von Revolution ab. Die vielen alten und bekannten Hühnerrassen lebten bis vor kurzer Zeit, vor zwei bis drei Jahren, gemächlich und unbekümmert dahin, legten ihre Eier und waren zufrieden mit dem Leben. Am meisten bekannt waren die weissen Leghorn, die Rhodeländer, die rebhuhnfarbigen Italiener, die New Hampshire, eine Rasse, die vor sechs bis sieben Jahren als eine amerikanische Wunderrasse gegolten hatte, die Wyandottes und andere mehr.
Da kamen plötzlich, fast wie aus heiterem Himmel, neue Rassen, meistens auch amerikanischen Ursprungs, deren „Hersteller“ behaupteten, dass sie bedeutend mehr legten, als die alten herkömmlichen Rassen. Man darf dabei eigentlich da nicht von Rassen sprechen, sondern es sind Firmenmarken, denn diese einzelnen Hühnersorten sind von ganz grossen amerikanischen Geflügelzuchtfarmen „herausgearbeitet“ worden, eine Zuchtarbeit, hinter welcher gewaltige Aufwendungen an Mühe und Geld stehen. Aber schon vor acht Jahren hatten sich auch schweizerische Geflügelzüchter zu einer leistungsfähigen Zuchtgenossenschaft zusammengetan, und zwar unter dem Namen „Genetikerring“, abgekürzt GE-RI, welche heute auch Legehühner unter diesem Namen anbieten, die in den Leistungen keineswegs hinter dem amerikanischen „Revolutions-Konkurrenz“ nachstehen. Auch die übrigen schweizerischen Geflügelzüchter sind daran, ihre Tiere auf immer grössere Leistungen zu „erziehen“, so dass in unserem Lande, und übrigens auch in ganz Europa, eine Art von Hühnerkrieg herrscht, der wahrscheinlich einmal unentschieden endet, und zwar deshalb, weil die tapferen Schweizer es fertig bringen, mit viel kürzeren Spiessen ihre Gegner in Schach zu halten.
Bei diesem Hühnerkrieg gibt es allerdings einen lachenden Dritten, das ist der Eierverbraucher, der Konsument! Die höheren Legeleistungen der Hühner ermöglichen es, die Eierpreise trotz der allgemeinen Teuerung seit Jahren auf demselben Niveau zu halten. Seit dem Jahre 1950 schwankte der Jahresdurchschnittspreis, den unsere Geflügelhalter für die guten Schweizereier erhielten, zwischen 22,2 und 23,5 Rappen, obwohl alles, Produktionsmittel wie Futter, Löhne usw. wesentlich teurer geworden sind. Die Steigerung der Produktivität kommt also praktisch nicht dem Hühnerhalter selbst zu gute, sondern dem Verbraucher. Die Hauptproduktionszeit hat sich mit der Umwandlung in der Hühnerhaltung ebenfalls verschoben, und wenn früher die sogenannten „Eierschwemme“ in die Monate April und Mai fiel, so hat sie sich in den letzten Jahren um gut zwei Monate nach vorn verschoben, so dass nun gegenwärtig die Eierpreise bereits auf das tiefste Niveau gesenkt worden sind. Die Hausfrauen haben dies sicher gemerkt und ziehen jetzt die Schweizer Eier allen andern vor.